Maria Bänziger
hOTel anderswo, 2023
Ausstellung im Kollektiv
Silja Dietiker, Lea Gygli, Maria Bänziger, Edgar Leciejewski
28. Oktober bis 22. Dezember 2023
Zimmermannhaus Brugg
Die temporäre Utopie hebt den Zweck des Ausstellungsortes spielerisch auf. Eigens eingerichtete Schlafnischen laden zum Übernachten ein, befragen die Grenze zwischen Individuum und Gruppe und unterlaufen die gewohnte Anonymität eines Zimmers im ‹richtigen› Hotel. Die Einladung zum gemeinsamen Mahl, eigentlich nichts Ungewohntes in der Gastronomie, folgt eigenen Regeln unter der Regie des Künstler:innen-Kollektivs. Die drei Etagen sind unterschiedlichen Nutzungen zugeordnet. Vom Erdgeschoss mit der Rezeption gelangt man im ersten Stock zur grossen, für verschiedene Nutzungen vorgesehene Tafel und weiter hoch zu den Schlafbehausungen. Es liegen Hotelzeitungen aus, es stehen Postkarten zur Verfügung, tatsächliche und fiktive Erinnerungen an Aufenthalte in Gasthöfen sind hörbar, und das erste Mahl hinterlässt als Cyanotypie eine Spur im Tischtuch der langen Tafel. Mit dem unterschiedlich dosierbaren Mass an Rückzug und Teilhabe, mit den durchlässigen Grenzen zwischen Beobachten und Mitwirken, mit der gemeinsamen Bezugnahme auf Dinge, Klänge, Fiktion und Erinnerung rückt Kunst ins Zentrum eines gemeinschaftlichen Erlebens: Das Zimmermannhaus erprobt mit Gastfreundschaft eine Alternative zu Alleingang und (Kunst-)Kritik. Das Vorhaben richtet sich an Hotelästhet:innen, Über-den-Tellerrand-Denkende, Abenteuerschläfer:innen, Gourmet-Freund:innen oder Fiktion-Liebhaber:innen.
Reception / Foyer
Der Eingangsbereich als belebter Ankunftsraum. Mit der Reception, der Bar, gemütlichen Sitzmöglichkeiten, Plattenspieler und der Bibliothek (kuratiert von Louis Gasser) wird hier gerne und lange verweilt.
Der Welcome-Drink aus hausgemachten Haggebuttepaste, heisst die Gäste im hOtel anderswo willkommen und wird zum Eintrittsritual. So finden beim Empfang bereits viele Gespräche und ein reger Austausch statt.




Essaal
Ein Stockwerk höher befindet sich der grosse „Saal“. Eine lange Tafel von Wand zu Wand ist Herzstück dieses Raumes. Ein Teppich (Maria Bänziger) zieht sich verspielt durch über den Boden. Um in den hinteren Bereich zu gelangen, muss der Tisch überwunden werden. Der Ort unter dem Tisch bekommt durch das Lenken des Weges und durch die Audioinstallationen (Lea Gygli) auf der Unterseite der Tafel eine ebenso grosse Bedeutung wie die Oberseite. Das Rückseitig gehängte Tischtuch (Silja Dietiker) zeigt die Spuren eines vergangenen gemeinsamen Mahls.
Die Tafel ist Ort für Lesungen, Gespräche beim Frühstück, gemeinsame Essen und Führungen. Gleichsam ist der Tisch auch Raumtrennende Skulptur und Bühne für die Keramikobjekte „Wiedervereinigung“ (Edgar Leciejewski).



Schlafsaal
Im 2. OG befindet sich der Schlafbereich mit 7 luftigen Schlafkojen. Im Gegensatz zum „Saal“ erzeugt dieser Raum ein ruhiges und introvertiertes Raumgefühl. Die durchlässigen Schlafkojen bieten ein gewisses Mass an Privatsphäre und sind doch Teil des gemeinsamen Raumes. Obwohl die Besuchenden nicht wissen was sie als Gäste erwartet, wird dieses Setting positiv aufgenommen und bietet Gelegenheit und Anreiz sich als Übernachtungsgruppe zusammenzutun, sich auf Dinge zu einigen und am nächsten Morgen Erfahrungen auszutauschen. Einzelne werden zu Stammgästen andere reisen mit nahezu leeren Rollkoffern an, wieder andere kommen schon im Pyjama an.




Waschstation im Innenhof
von Silja Dietiker

Aargauer Zeitung
Oktober 2023
ArtTV
Oktober 2023
hOTel Personal
Silja Dietiker, Maria Bänziger, Edgar Leciejewski, Lea Gygli

